7. Februar 2025.
Bevor ich in die Innenstadt gefahren bin, saß ich auf dem Sofa und hatte den Wunsch bekommen, nach Hannover zu fahren. Doch dann fragte ich mich: Ist das ein Wunsch, der wirklich aus dem Herzen kommt oder aus dem Mangelzustand? Gestern Abend habe ich mich an meine Ex-Freundin erinnert. Ist das der Grund? Zum Teil. Der wahre Grund ist, weil ich den Wunsch hege, einer schönen Frau in Hannover zu begegnen. Das ist ein Wunsch, der aus dem Mangel heraus entstanden ist, denn der zeigt mir auf, dass es noch nicht gut ist, so wie es jetzt ist - Single zu sein. Das ist aber ein Irrglaube, der mir durch die Filmindustrie und die Gesellschaft aufgezwungen wurde: Allein kann ich nicht glücklich sein. Ein Ego-Wunsch, wenn ich in ihn in der Sprache von Eckhart Tolle ausdrücke.
Und genau weil das ein Wunsch aus dem Mangelzustand ist, werde ich ihn nicht befriedigen. Solche Wünsche lassen sich nie befriedigen. Ich fahre in die Innenstadt von Hildesheim und tue das, was mir gerade wirklich Spaß macht. (Wobei da ebenfalls der Wunsch mitschwingt, in der Stadtbibliothek oder in der kreuz.bar eine Frau zum Heiraten kennenzulernen).
Durch die Innenstadt streifend sah ich, wie der Bahnhofbereich stark zugemüllt war. Auf dem Boden vor meinen Füßen lag ein Schild auf dem Stand: "Es ist 5 vor 1933".
Ein Blick aus dem Fenster der kreuz.bar. Ich war heute etwas länger da und habe alte Tagebucheinträge hinzugefügt.
Um 10 Uhr war ich in der kreuz.bar. Hier gibt es freies WLAN und den günstigsten Filterkaffee von Hildesheim, also ein perfekter Ort, um sich dort täglich aufzuhalten. Während andere Menschen arbeiten, übe ich meine neue tägliche Routine aus: Erst die ruhige kreuz.bar und dann die Stadtbibliothek.
Gegen 11 Uhr war ich dann in der Stadtbibliothek und habe mir ein Buch mit dem Titel "Die Menschheit schafft sich ab" angeschaut. Der Autor ist unteranderem Harald Lesch. Ich habe damals nach der Schule seine Sendung "Alpha-Centauri" angeschaut und bin ihm sogar in der Leibniz Uni Hannover live begegnet.
Folgendes habe ich heute aus dem Buch mitgenommen:
In der Bibliothek bin ich überraschenderweise einer Bekannten begegnet, die mir - zumindest vom Gefühl her - nicht wohlgesonnen war. Wie auch immer. Ich habe aus der Bibel gelernt, dass man für Freunde und Feinde beten sollte. Ich will nicht damit sagen, dass diese Person mein Feind ist. Im Gegenteil ich habe von dieser Person viel gelernt. Ich bete für sie, dass es ihr gut geht und sie ihren inneren Frieden findet. [Das ist meine neue Bibel-Gewohnheit: Allen Menschen nur das Beste zu wünschen, egal ob sie mit gegenüber freundlich oder feindlich gesinnt sind.]
Auf dem Weg zurück habe ich natürlich mein neues Hobby ausgeführt, unterwegs Müll gesammelt. Eine ältere Frau mit dem Rollator hat sich über die Menschen aufgeregt, die den ganzen Müll in der Innenstadt verstreut haben. Mir hat sie ein Kompliment gegeben, dafür, dass ich den ganzen Müll sammle.
Zwei Polizisten haben mich an der Almsstraße angesprochen, als ich auf die Ampel wartete und nebenbei Müll sammelte.
"Ist das eine neue Bewegung? Wir haben vorhin zwei Personen am Bahnhof gesehen, die auch mit Zangen so wie Sie Müll gesammelt haben.", sagte einer der Polizisten.
"Ah cool. Es ist noch keine Bewegung. Ich mache das nebenbei, wenn ich von A nach B gehe.", erwiderte ich und wir gingen gemeinsam über die Ampel.
"Sehr vorbildlich, was Sie da machen. Leider tickt die Menschheit anders, wie man sieht", sagte er und zeigte auf den überall herumliegenden Müll.
"Ich glaube an das Gute im Menschen. Eine kleine Tat kann eine große Kettenreaktion auslösen", antwortete ich und ging zur herumliegenden Plastiktüte rechts des Weges.
"Machen Sie weiter so!", ermutigte mich der Polizist und die beiden gingen weiter.
Das Schöne ist, die beiden anderen Personen, die ebenfalls Müll gesammelt haben, werden wiederum andere Menschen inspirieren. Und so werden es immer mehr Menschen sein, die unterwegs Müll sammeln. Wer weiß, vielleicht entsteht daraus eine neue globale Bewegung? Nebenbei-Müllsammeln-Bewegung?