18. Februar 2025.
Ich habe gestern Abend ausnahmsweise wieder eine politische Sendung, nämlich die Wahlarena sowie "hart aber fair 360" geschaut. Dazu war ich bis zwei Uhr nachts wach und habe mich emotionales Essen, wie Brot mit Marmelade, reingestopft. Ich hatte einen Rückfall ins alte Leben.
Als ich am Morgen aufgewacht bin, habe ich mich wie nach einer durchfeierten Diskonacht mit Alkohol gefühlt. Man stelle sich vor, ich habe früher so jeden Tag gelebt und gar noch schlimmer. Ich habe die Nächte durchgemacht und war nur ganzen Tag am Computerspielen. Kein Wunder, dass ich depressiv wurde, Magenprobleme und Pannickattacken bekam.
Dieser Rückfall hat mich bewusst gemacht, dass ich so nicht nochmal leben will. Das ist ein Lebensstil, der mir gar nicht gut tut.
Was mir auch immer wieder auffällt, sobald ich (negative) Nachrichten, politische Sendungen, Let's Plays, Pannen-Videos, Comedy-Shows und anderen Kram im Fernsehen oder auf YouTube konsumiere, bekomme ich Schamgefühle, wenn ich an die Dinge denke, wie das Müllsammeln unterwegs oder das Barfußlaufen in der Stadt oder das öffentliche Reden über Masturbation und andere intime Dinge oder Dinge, die aus der Sicht eines Ottonormalverbrauchers "verrückt" sind. Und wegen diesem Schamgefühl sinkt mein Selbstbewusstsein in der Zukunft das weiterzumachen oder neue Dinge auszuprobieren, die außerhalb des Tellerrands liegen. Durch den Konsum von TV und belanglosen YouTube-Videos machen mich zu einem gesellschaftskonformen, konsumtreuen, funktionierenden Bürger. Es ist mir mit diesem Konsum deutlich schwieriger meine Kompfortzone zu verlassen und dieser Konsum raubt mir das Selbstbewusstsein die Welt verändern zu können.
Es ist gut, dass ich diesen Rückfall hatte, denn damit wurde mir all das nochmal klar.
Übrigens: Die Kopfschmerzen sind verschwunden! Die Bitte an Gott um Vergebung hat funktioniert!
In der Innenstadt. Es scheint die Sonne.
In der kreuz.bar probiere ich eine neue Teesorte aus, nämlich einen Orangentee. Dieser kostet ebenfalls nur 1 Euro. Alle Tees kosten hier nur 1 Euro. Für Studenten und Schüler sogar 50 Cent! Wie in der HanoMacke. Ich habe das gestrig gekaufte Buch über das Leben von Gandhi durchgeblättert, ein paar Tiefe Atemzüge genommen, um die geraubte Lebensenergie durch den gestrigen Rückfall zurückzuerlangen.
Bevor ich in die Stadtbibliothek gegangen bin, habe ich noch einen Spaziergang an der St. Godehard Kirche gemacht, weil dort vormittags viel die Sonne scheint.
In der Stadtbibliothek habe ich das Buch von Thilo Hagendorff über die Tierethik weitergelesen:
Ich kann nicht weiter über die Bedingungen der Milch- und Fleischproduktion lesen... zu grausam. Ich bin mir sicher: Die Bestrafung dieser Gräueltaten an den Geschöpfen Gottes wird kommen, denn die Menschen werden nicht freiwillig damit aufhören. Ich hoffe dass Gott zumindest Mitleid mit den Vegetariern haben wird.
Auf dem Weg zurück zum Bahnhof hat mich ein Mann angesprochen, der Zeitungen verkauft hat. Er wollte essen, zumindest sagte er das. Ich habe ihm 50 Euro gespendet und die Gier in meinem Herzen gespürt. Ich bin noch weit von Gandhi, geschweige denn Jesus entfernt. (Höre dir dazu das Audio an). Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten etwas für die eigene Altersvorsorge und Zukunftsängste zu tun: Entweder man spart Geld und hofft, dass es in der Zukunft nicht entwertet ist. Oder man tut alles dafür, damit die Menschheit so handelt, wie mein Lieblingsspruch aus der Bibel sagt: "Bittet, so wird euch gegeben." Niemand wird im Stich gelassen.
Auf dem Weg nach dem Einkaufen nach Hause, habe ich das Nicht-Grüßen-Experiment gestartet. Im Lukas-Evangelium schickt seine Jünger in andere Städte und sagt denen, dass sie andere auf der Straße nicht grüßen sollen. Das hat mich irritiert, wenn das wortwörtlich gemeint sein soll. Ich habe die Passanten im Dorf nicht so wie immer mit Hallo begrüßt, sondern zumindest mit einem Kopfnicken (gar nicht begrüßen, finde ich unhöflich). Mal schauen, was dieses Experiment in mir (und in anderen) bewirkt.