Mein erster Gottesdienst in der Michaeliskirche.

9. März 2025.

Ich war gestern bereits viertel vor acht im Bett und bin schnell eingeschlafen. Um drei Uhr nachts war ich wach. Ich hatte einen sehr realen Traum. Es kam mir so vor, als hätte ich die Vergangenheit kurz vor meiner Geburt geträumt. Leben wir in einer Matrix und sind nur Sklaven auf der Erde? (Siehe Audiotagebucheintrag).

Dann bin ich wieder eingeschlafen... [an dieser Stelle habe ich etwas geträumt, an das ich mich nicht erinnern kann]

Gegen 7 Uhr bin ich aufgewacht, mit Tränen in den Augen. Ich habe im Traum geweint und die Tränen waren sogar echt. Ich hatte fünf Minuten traurige Nachwirkungen von diesem Traum.

Der Traum: Ich war in einer Videothek oder so und hielt eine DVD mit dem Film "Herr der Ringe" in der Hand. Auf der Rückseite stand das Erscheinungsdatum: 2010. Ich wollte wissen, wer der Regisseur war, aber er stand nicht auf der DVD. Also habe ich andere Besucher gefragt. Sie wussten es nicht. Also habe ich Maxim, meinen alten Russenfreund aus der Förderschule gefragt, der ebenfalls da war. Er erzählte mir, dass der Film von einem russischen Regisseur sei, der auch "The Beach" und einen Film aus dem Jahr 2001 (an den ich mich nicht mehr erinnere) gedreht habe. Es ist schon so lange her... Ich wurde von Nostalgie im Traum überwältigt und fing an, bitterlich zu weinen. Gleichzeitig wollte ich Maxim auf mich aufmerksam machen, aber er hat mich nicht einmal angesehen.

Dann bin ich aufgewacht.

Auf dem Weg mit dem Fahrrad in die Innenstadt entdecke ich einen Altkleidercontainer. Die schwarze Plastik-Cargohose, die mir lange gedient hat, habe ich im Altkleidercontainer gelassen. Nun habe ich - so wie es für einen Minimalisten wie mich sein soll - eine einzige Alltagshose. Bei der Cargohose konnte ich mit dem Zipper an den Knien die Unterteile der Hose abmachen und sie damit in eine kurze Hose verwandeln. Bei der neuen Leinenhose ist dies nicht möglich, aber das ist gar nicht so schlimm, denn ich kann die Leinenhose einfach bis zum Knie umstülpen und sie auf diese Weise in eine kurze Hose verwandeln. Ab heute besitze ich also wirklich eine einzige Alltagshose (ohne kurze Hosen). Altkleidercontainer Hildesheim

Restaurants entdeckt: Alhuda (syrisch) und Glückskeks (chinesisch).

Ich bin in Richtung der Michaeliskirche geschlendert, weil ich mir diese Kirche noch nie richtig angeschaut habe. Sie gehört nämlich zur UNESCO-Weltkulturerbe.

Als ich dort ankam, habe ich ein Schild gesehen, dass sie für Besucher gerade geschlossen ist. Mmm Schade...

Hinter der Michaeliskirche war ein Weg zum Magdalenengarten, ein Rosengarten, den ich ebenfalls noch nie besucht habe. Magdalenengarten HildesheimDer Magdalenengarten. Ich komme lieber im Sommer vorbei, um diesen Rosengarten zu bestaunen.

Keine Rosen weit und breit. Im Sommer komme ich lieber nochmal hierher. Hier gibt es nicht nur Rosen, sondern auch eine kleine Streuobstwiese und einen Insektenbereich, wo kleine Insektenhäuschen zu finden sind und Bienenkästen stehen.

Auf dem Weg zurück...

Die Glocken der Michaeliskirche fangen an zu läuten.

Ein Blick auf die Uhr. Es ist fast 10 Uhr.

Soll ich zum Gottesdienst? In der Michaeliskirche?

Ich war noch nie bei einem Gottesdienst. Ich wollte das irgendwann mal mit meiner Ex-Freundin machen, aber wir sind nie dazu gekommen.

Ah, wenn nicht jetzt, wann dann?

Und so marschierte ich in Richtung des Eingangs der Michealiskirche. Michaeliskirche Hildesheim

Direkt am Eingang wurde mir ein Buch von einem Mann in die Hand gedrückt, der an einem Tresen stand.

"Hallo, ich bin zum ersten Mal bei einem Gottesdienst. Muss ich irgendetwas beachten?", fragte ich ihn.

Er freute sich über meinen ersten Besuch und sagte ich kann mich einfach irgendwo hinsetzen und lauschen.

Ich setzte mich etwa in der mittleren Reihe, mittig am Durchgang.

Ein Blick ins Buch, das mir in die Hand gedrückt wurde. Es ist ein Gesangbuch mit Musiknoten.

Ich schaue mich um. Hinter mir ist eine Orgel.

Alle haben Platz genommen und es fing ein Orgelspiel an.

Wow! So schön, dass ich Gänsehaut bekommen habe.

Nach einer kurzen Ansage einer Frau begann die Orgel wieder zu spielen und die Besucher begannen zu singen. Ich schaute kurz ins Buch. Ich wusste nicht, welches Lied sie sangen. Aber ich habe auch nicht danach gesucht, sondern einfach in Ruhe den Gesang genossen.

Dann kam der Pfarrer und hielt eine Predigt über die Versuchung Jesu in der Wüste. Seine ruhige Stimme hallte von den Wänden der Kirche wider und verlieh dem Gesagten eine göttliche Atmosphäre.

Nach dem anschließenden Gesang wechselte er auf das höher gelegene Podium und erzählte weiter.

Am Ende standen alle auf und beteten laut das Vaterunser.

(Ich habe bemerkt, dass die meisten Männer keine Glatze hinten hatten. Haben die Predigt und die Orgelmusik einen Einfluss auf die Glatzenbildung?)

Der Gottesdienst dauerte etwa eine Stunde. Es hat sich gelohnt! Am Ende habe ich eine kleine Geschichte über die Michaeliskirche erzählt und einen Pfarrbrief "ALM-Journal" bekommen. Hier habe ich einige interessante Veranstaltungen entdeckt, die ich besuchen könnte.

Nach dem Gottesdienst konnte man dort mit anderen Teilnehmern Tee oder Kaffee trinken. Ich habe mich stattdessen dafür entschieden, die Kirche von innen zu begutachten. Michaeliskirche von Innen in HildesheimIch stehe bei der Orgel. Dort vorn war der Gottesdienst.

Auch in die Krypta habe ich einen Blick reingeworfen. Eine Krypta - jetzt weiß ich es - ist ein Ort zum Aufbewahren von Reliquien und Grabstätte von Heiligen. Dort ist auch die Grabstätte von dem Heiligen Bischof Bernward zu finden, der die Michaeliskirche im Jahr 1022 geweiht hat.

In der Krypta gab es Bücher und Kerzen, die man kaufen konnte und die mit einem Preis versehen waren. Wenn man etwas kaufen will, wirft man das Geld (den Preis) in eine Kiste mit einem Schlitz. Das finde ich faszinierend! Die Gesellschaft sollte sich in dieser Hinsicht eine Scheibe von der Kirche abschneiden und den Menschen vertrauen, dass sie bezahlen, was sie kaufen, auch wenn kein Verkäufer da ist. Die Kirche hat Vertrauen in die Menschen.

Genau diese Einstellung habe ich auch (oder versuche es zumindest). Einfach mal das Fahrrad oder das Auto nicht abschließen, wenn man zum Supermarkt geht. Das Handy oder den Laptop im Café liegen lassen, wenn man auf die Toilette geht. Das Passwort vom Smartphone entfernen und andere kleine symbolische Handlungen, die zeigen, dass man den Menschen um sich herum vertraut, dass man an das Gute im Menschen glaubt.

Auf dem Weg zum Bahnhof.

Ich fahre zu Mama ins Dorf, denn heute ist ein Familientreffen bei meiner Schwester und ihrem Mann. Wir wollen heute eine Bilder-Collage oder Ähnliches basteln. Jeder für sich - aber beisammen.

Eis essen vor dem Basteln. Eis essen in HohenhamelnIch hatte wohl echt Appetit auf Eis: Drei vegane Kugeln habe ich mir gegönnt: Dunkle Schokolade, Erdbeere und Waldmeister. Dunkle Schokolade ist meine Lieblingseissorte.

Nach einem kleinen Spaziergang haben wir in der Küche alle zusammen gebastelt. Bild-Collage bastelnAus Zeitungspapieren und Zeitschriften habe ich Bilder rausgeschnitten und angeklebt.

Ich wusste nicht wirklich, was auf mein Plakat draufkommt. Es hat sich nach und nach etwas Spontanes ergeben. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es stellt quasi meine gewünschte Zukunft dar. [Ob genau das eintritt, ist eine andere Frage. Ich habe bereits etwas anderes erlebt]. Bild-Collage bastelnDas Ergebnis.

Es haben sich vier Hauptbereiche ergeben:

  1. Ernährung - rohvegan und Zero-Waste.
  2. Im Einklang mit der Natur leben - also die Pflanzen- und Tierwelt um mich herum wahrnehmen und respektieren. Auch mal das Essen von einer Streuobstwiese sammeln statt im Supermarkt oder Wochenmarkt einkaufen. Kräuter für den Tee sammeln statt kaufen und so weiter. Sich von dem ernähren, was die saisonale und regionale Natur hergibt.
  3. DIY - mehr alles selbst herstellen, sei es Kleidung, Tassenuntersetzer, Decken, Geschirr oder Wandbilder. Dazu möchte ich Häkeln und Nähen lernen, Zeichnen lernen, Töpfern lernen, Werkeln und andere Dinge basteln.
  4. Barfuß und mit dem Fahrrad reisen - Es ist möglich mit dem Fahrrad große Strecken zurückzulegen. Ich möchte nicht nur stets mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs sein und auf ÖPNV nur bedingt zugreifen. Mehr draußen sein als drinnen. Auch mal in der Natur in der Wildnis übernachten. Im Wald das Essen sammeln und so weiter. Ich wünsche mir auch neue Menschen kennenzulernen und von ihnen Neues zu lernen. Auch die Partnerin kommt in diesen Bereich. Allerdings mache ich sie nicht zum Hauptpunkt, denn ich kann auch ohne Partnerin ein erfülltes Leben führen.

In der Mitte dieser vier Abschnitte ist eine große Sonne abgebildet, in der in der Mitte "Gott" steht. Ich wünsche mir, dass Gott, mein Vater, alles was ich tue mit warmem Sonnenlicht und seinem Segen erleuchtet. Ich möchte, dass er mich auf dem Weg begleitet und immer bei mir ist.

In der Sonne steht auch "Spiritualität", weil sie zu meinem Leben gehört. Der "Frieden" soll alles durchdringen, womit ich zu tun habe, und alle Menschen, denen ich begegne, sollen Frieden erfahren. Und die "Gegenwart" steht dafür, dass ich nur im Hier und Jetzt das wahre Glück finden kann.

Nach dem Basteln bin ich mit dem Fahrrad vom Bahnhof zurück nach Hause gefahren. Es war ein echt schöner Abschluss, denn der Himmel war klar und man konnte Sterne und den hellen Mond sehen.

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