Gott erzieht mit Schmerz

17. Februar 2025.

Ich habe Kopfschmerzen diese Nacht gehabt. Sie haben mich wieder aus dem Schlaf gerissen. Ich wälzte mich hin und her, doch einschlafen konnte ich nicht. Also machte ich das, was gegen die Schmerzen hilft, nämlich das Handauflegen. Sobald ich die Hand auf den Hinterkopf legte, verschwanden ein paar Sekunden später die unerträglichen Kopfschmerzen. Und als ich die Hand entfernte, kamen die Schmerzen wieder zurück. Das Handauflegen ist eine gute Alternative zu Schmerzmitteln. Nur wie schaffe ich es, dass die Schmerzen auch NACH dem Handauflegen verschwinden? (Der Jesus-Zauberspruch "Teufel, fort mit dir!" hat nicht funktioniert.)

Ich begab mich auf das weiche Sofa, um dort versuchen einzuschlafen. Auch das hat nichts gebracht. Der Schmerz am Hinterkopf pulsierte unangenehm.

Moment mal... kann es sein, dass der Schmerz von Gott kommt? Denn vor einem halben Monat habe ich angefangen zu sagen: Gott, Vater, erzieh mich!. Und es gibt nichts besseres als Schmerz zur Änderung des Lebens. (Wenn ein Raucher Krebsdiagnose bekommt, dann ist in der Lage von einem Tag auf den nächsten aufhören zu rauchen und nie wieder eine Kippe anzurühren). Doch was habe ich denn verbrochen?

Ich muss dir etwas gestehen. Ich habe am Tag, als ich mit dem Fahrrad nach Hildesheim gefahren bin, am Abend masturbiert. Und wie ich laut der Bibel weiß, eine absichtliche Sünde ist eine schlimmere Sünde als eine unabsichtliche. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, nach zwei Monaten ohne Selbstbefriedigung. Kann es sein, dass nun mein Vater mich dafür bestraft / erzieht?

Irgendetwas in mir hat mir gesagt, ich sollte jetzt aufstehen und zum Fenster gehen.

Also tat ich das.

Ich blickte zum Mond, dann auf die erleuchteten blauen Felder und dann wieder auf den Mond.

"Vater", flüstere ich, "verzeih mir. Ich habe eine absichtliche Sünde begangen. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen.", gebe ich zu. "Vergib mir! Ich akzeptiere deine Peitschenhiebe auf meinen Kopf, denn nur so lerne ich."

Ich legte mich wieder auf den Boden an die Heizung. Ich wartete auf den Schmerz. Doch er kam nicht! Und so schlief ich ein...

Ich war erstaunt darüber, dass die Schmerzen heute Nacht plötzlich verschwanden. Scheinbar war es nicht umsonst, meinen Vater um Vergebung zu bitten. WintersonneDie Sonne scheint!

Ich habe mit Mama gefrühstückt, bevor sie zur Arbeit wegfuhr. Dabei habe ich einen Mini-Becher Kaffee (so klein wie eine Espresso-Tasse) getrunken. Es ist nicht so einfach dem Kaffeeduft zu widerstehen und wenn der Kaffee neben dir (bei Mama) steht. Ich muss noch an meiner Willenskraft arbeiten. Aber ich denke, dass ich es diesmal (nach dem tausendsten Versuch) schaffen werde, ohne Kaffee gut (und wach) zu leben.

Bevor ich in die Innenstadt gefahren bin, habe ich nach einem Zahnarzt in der Nähe meiner neuen Wohnung recherchiert und einen gefunden. Ich habe da einen Zahnarzttermin vereinbart, um den Gesundheitszustand meiner Zähne zu checken. Mal schauen wie der Zahnarzt darauf reagiert, dass ich weder Zahnbürste noch Zahnpasta nutze. (Und ein Keine-Zahnseide-Experiment seit einem Monat durchführe). Ich erzähle ihm das natürlich erstmal nicht, damit er keine Vorurteile hat.

Mir ist heute Nacht, beim Nichteinschlafenkönnen aufgefallen, dass ich keine Angst vor dem Tod mehr habe. Mir ist sogar direkt der Grund eingefallen, warum ich früher den Tod fürchtete: Ich durfte noch nicht sterben, denn ich habe noch nichts erreicht und ich bin doch noch zu jung zum Sterben! Jetzt dagegen hätte ich kein Problem damit SCHMERZFREI zu sterben. (Angst vor dem qualvollen Tod, habe ich schon...). Das einzige, was ich blöd finde, dass meine Mutter und Familienangehörige wegen meines Todes leiden werden. Und der andere Grund, warum ich keine Angst vor dem Tod habe ist, dass ich mich seit der Entdeckung des Buches von Eckhart Tolle und dem Lesen der Bibel, mich eher mit der Seele (aka. Bewusstsein?) statt mit dem Körper identifiziere und davon überzeugt bin, dass die Seele (wegen der Informationserhaltung?) weiterlebt. Der Tod ist für mich also nur ein Zwischenschritt.

Das soll aber nicht heißen, dass nur weil ich keine Angst vor dem schmerzfreien Tod habe, depressiv verstimmt bin. Im Gegenteil: Ich LIEBE das Leben und bin jeden Morgen dankbar dafür, dass ich gesund und munter aufwache.

Ich bin in die Stadt gefahren.

Mein Stammcafé, die kreuz.bar, ist leider zu. Mein Wohnzimmer, die Stadtbibliothek, ist leider am Montag zu.

Also ging ich in mein Samstag-Stammcafé, in das TeeGeschwendner und habe dort einen Ostfriesentee getrunken.

Ich beschloss zu Fuß zur Uni-Bibliothek zu schlendern, die Sonne zu genießen und dabei Müll unterwegs zu sammeln.

Auf dem Weg dahin habe ich jede Haltestelle vom Müll befreit. Das Gute ist, dass an den Haltestellen Mülleimer vorhanden sind. Ich habe echt viel aufgeräumt. Und ich bin allein! Man stelle sich vor, es wären zwei Menschen, drei, vier, zehn oder gar fünfzig Menschen mit Holzzangen unterwegs? Die Stadt wäre in Nullkommanix müllfrei!

An der Sedanallee kommt eine Frau mit Kinderwagen an mir vorbei und sagte einfach mal "Danke". Das hat mich gefreut! Sedanallee in HildesheimDie Sedanallee

Leider gab es kein Stadt-WLAN im Bereich der Universität. Und in das Uni-interne WLAN kann ich als Externer nicht rein...

Also zurück in die Innenstadt; diesmal mit dem Bus.

An der Schuhstraße habe ich mich im Thalia-Buchladen in meiner aktuellen Lieblingsabteilung, der spirituellen Abteilung, umgeschaut. Erstaunlicherweise habe ich dort ein Buch von Perry Garfinkel entdeckt, das den Titel "Leben wie Gandhi" trägt. Ich habe letztens noch eine Dokumentation über Gandhi geschaut, weil ich ihn nie wirklich kennengelernt habe. Und jetzt schaut mich das Buch über ihn an. Ich konnte nicht widerstehen und habe es gekauft.

Auf dem Weg zum Bahnhof schmeißt - ganz unauffällig - einer der beiden Männer vor mir eine leere Zigarettenpackung auf den Boden. Ich greife die Packung mit der Holzzange und bringe sie zum nächsten Mülleimer.

"Das ist ja eine Unverschämtheit", regt sich ein älterer Mann, der hinter mir her lief, "wie kann man nur seinen Müll einfach auf den Boden schmeißen"

Ich war gar nicht böse auf den Mann, der die Verpackung weggeschmissen hat, denn ich habe kein konkretes Ziel, dass ich mit meinem Hobby, dem Müllsammeln, unbedingt erreichen will. Der Mann hält mich also von nichts ab oder beeinträchtigt mich bei irgendetwas. Ich bin lediglich eine Inspiration für andere - sei es für Menschen, die ebenfalls Müll unterwegs sammeln wollen, oder eben für Menschen, die das nächste Mal ihren Müll richtig entsorgen. Bei manchen funktioniert es eben nicht und vielleicht ist es auch gut so, sonst hätte ich ein Hobby weniger. 😂

Im Bus. Eine junge Frau, die wie eine Russin aussieht, setzt sich neben mich und geht richtig auf Tuchfüllung. Setzt sich sehr nah an mir, sodass sich unsere Arme ganz doll berühren. Ähm, okay? Perry Garfinkel: Leben wie GandhiIm Bus das neue Buch durchblättern.

Nach dem Kochen und Essen habe ich den gestrigen und heutigen Tagebucheintrag geschrieben.

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