6. Dezember 2023
Ich war um 4 Uhr aufgewacht und hatte sofort mein Handy gecheckt. Grübelei plagte mich: Würde die Gothik-Einzelgängerin heute das Datre absagen? Wenn ja, dann würde ich mich von ihr abwenden, denn genug hatte ich mich für Frauen zurechtgebogen.
Immer wieder tauchte das Gruselmädchen in meinen Gedanken auf, selbst als ich versuchte, im Hier und Jetzt zu sein. In diesem Moment hätte ich mir am liebsten auf den Kopf gehauen, während ich leicht pulsierende Kopfschmerzen im rechten Hinterkopf verspürte.
Um etwas Erleichterung zu finden, zog ich meine Hose aus, da es nicht mehr so kalt war zum Schlafen.
Ich recherchierte später, warum ich so früh aufwachte, und stieß auf den Begriff "Wolfsstunde". Viele Menschen wachen nachts um drei oder vier auf, was anscheinend mit einem hormonellen Ungleichgewicht zwischen Melatonin, Serotonin und Cortisol zusammenhängt. Ich führte das auf meinen Kaffeeentzug zurück, da mein Körper anscheinend zu viel Melatonin produzierte, nachdem das Koffein die Melatonin-Rezeptoren nicht mehr blockierte. Schließlich schlief ich doch wieder ein.
Als ich erneut aufwachte, schaute ich wieder auf mein Handy: Keine Nachricht von der Gothik-Einzelgängerin. Meine Mama hatte mir geschrieben, sie wünschte mir einen "Schönen Nikolaus" und ein Weihnachtsbild geschickt.
Bis 9:30 hatte ich geschlafen. Ich holte meinen Laptop ins Bett, fügte YouTube-Links zu meinen Lektionen hinzu und schrieb eine To-do-Liste für den Tag.
Nachdem ich aufgestanden war, wusch ich meinen Kopf mit lauwarmem Wasser und frühstückte Paprika, Gurke mit Leinöl. Anschließend arbeitete ich an meiner Website bis 14:20 Uhr. Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem Date mit der Gothik-Einzelgängerin. Ich kaufte bei Rossmann am Hauptbahnhof einen Weihnachtsmann, den ich ihr schenken wollte, da heute Nikolaus-Feiertag war.
Auf dem Weg vom Bahnhof zum Kröpcke bemerkte ich ein großes blondes Mädchen, das in einer hellen, eng anliegenden Jeans vor mir ging. Ein Verlangen überkam mich, und ich holte sie ein. An der Straßenkreuzung blickte ich nach rechts, um ihr Gesicht zu sehen. Sie sah ganz okay aus, doch der Gedanke an die Gothik-Einzelgängerin hielt mich davon ab, sie anzusprechen.
Ich war zehn Minuten früher da und schrieb ihr eine Nachricht: "Ich bin schon da und warte auf dich aufgeregt".
Um 15 Uhr war noch niemand da. Das war die Zeit zu der wir uns verabredet haben.
Es vergingen fünf Minuten. Ich habe schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass sie kommt. Eine heiße Brünette ist an mir vorbeigelaufen. Ich wollte schon beinahe ihr hinterherrennen und sie ansprechen. "Nein, das wäre nicht gut…", dachte ich.
Ich wartete weiter und schaute mich um. Fünf Minuten später kam eine Nachricht. "Achso, ich bin am Bahnhof. Bin sofort da".
Ich ging langsam in ihre Richtung. Ich entdeckte sie. Ging auf sie zu. Umarmte sie fest, sie umarmte mich nur ganz leicht. Es war komisch.
Am Weihnachtsmarkt trank sie Kinderpunsch, ich einen Kakao - am Stand direkt am Eingang.
Es war ein Date bei dem ich sie verhörte. Frage 1. Antwort 1. Frage 2. Antwort 2. Und so weiter. Was für ein dummes Date. Ein bisschen anstrengend.
An der Kröpcke-Uhr rechts abgebogen und entlang eines ruhigeren Wegs zum Bahnhof gelaufen, um nicht durch die volle Straße durchschlängeln zu müssen.
Vor dem Hauptbahnhof verabschiedeten wir uns.
"Ich muss es erstmal sacken lassen", antwortete ich, "Wie fandest du unser Date?"
"Nett", erwiderte sie.
Die Abschiedsumarmung war sehr cringe. Ich habe sie fest umarmt, sie mich fast gar nicht.
Ich schaute aufs Handy: Das Date hat genau 1:30 gedauert.
Ich hörte mir zu Hause Gothic-Rock an und fragte die Gothik-Einzelgängerin per WhatsApp, ob sie mir ihre Musik schicken könnte. Sie antwortete nicht.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie nicht einfach introvertiert war und schüchtern war, sondern dazu auch noch kein wirkliches Interesse hatte. Wenn ich Interesse hätte und das Date gut fand, würde ich am selben Tag der Person antworten, vorausgesetzt ich spiele keine Spielchen und das tue ich nie. Ich antworte, wenn ich den Drang dazu habe.
Ich lag im Bett im Zimmer und hatte es irgendwie satt. Es war dumm sich voll und ganz mich auf eine Frau zu konzentrieren. Essentialismus lässt sich in vielen Bereichen anwenden, aber nicht in der Frauenwelt. Hier ist es besser keinen starken Fokus auf eine Frau zu legen, sondern zu streuen. So werde ich auf eine natürliche Weise weniger Interesse an einer bestimmten Frau haben, was potentiell ihr Interesse steigen wird. Aber ausreichendes Interesse an ihr, um mich nicht komplett von ihr zu entfremden.