Ich habe immer mehr Mut.

21. März 2025.

Nach dem Frühstück mit Mama bin ich in die Garage und habe die gestrig gebastelte Aufschrift "ALEKSANDR.LIVE" auf beiden Seiten des Rahmens des Fahrrads schwarz gesprayed. Aufschrift auf das Fahrrad draufsprayen

An einigen Stellen habe ich gestern zu wenig weiße Farbe draufgepinselt, sodass man die alte Farbe durchsehen konnte. Diese Stelle habe ich noch nachgebessert.

An den Reifen waren auch Logos abgebildet. Logos sind insbesondere auf der Kleidung für mich ein No-Go. Wie wäre es, wenn ich ich sie schwarz über lackiere? Das habe ich dann auch gemacht. (Ich hoffe, dass die Bremsen weiterhin funktionieren).

Hier ist das Endergebnis, vorher und nachher: Pimp My Fahrrad - Vorher und Nachher BildOben: Vorher. Unten: Nachher.

Das von der Schwester abgekaufte Fahrrad sieht jetzt so schön weiß und logofrei aus. Irgendwie hat es mich an Gandalf den Weißen erinnert. Ich taufe ab heuten das Fahrrad auf den Namen Gandalf!

Mit Mama ein veganes Eis essen, bevor ich wieder nach Hildesheim fahre. Veganes Eis essen

Als ich gestern beim Casa Flora war, hat mich die Frau gefragt, was ich denn so mache. Ich habe - so wie immer - geantwortet: Ich habe Physik studiert, Physikbücher geschrieben und einen YouTube-Kanal aufgebaut, von dem ich lebe.

Das ist jedoch, wenn ich in mich hineinhorche eine veraltete und zurückhaltende Antwort, die auf Angst basiert. Nach dem Vorfall mit der feministischen Organisation habe ich scheinbar eine Angst bekommen, offen zu sagen, dass ich ein öffentliches Tagebuch schreibe. Manchmal traue ich mich das zu sagen, manchmal aber auch nicht - so wie dieses Mal. Ich will das ändern und werde in Zukunft offen über das sprechen, was ich aktuell tue. Wenn mich also jemand in Zukunft fragt, was ich mache, dann sage ich nicht das, was ich in Vergangenheit gemacht habe (YouTube und Physik), sondern sage das, was ich gegenwärtig mache: Ich schreibe einen Blog.

Wenn ich dann weiter gefragt werde, worüber der Blog ist. Dann antworte ich: Ich schreibe über mein privates Leben und inspiriere andere Menschen für Minimalismus, Zero-Waste, Veganismus, mehr Nachhaltigkeit, für das Leben im Einklang mit der Natur und viele andere Dinge.

Barfuß auf dem Gandalf nach Hildesheim - bei warmen 17 Grad!

Die Bremse funktioniert noch einwandfrei! Puh. Glück gehabt.

An der Kreuzung der Peiner Landstraße und Ehrlicher Straße, an einer Ampel, begegne ich unterwegs einem oberkörperfreien Opa, der direkt zu meinem Vorbild wird. Ich will auch so wie er den Mut haben, oberkörperfrei durch die Stadt zu cruisen.

Ich fahre direkt entlang von Kennedydamm, über Zingel und Goslarsche Straße direkt zum Uni-Campus.

Dort angekommen, hole ich mir einen Rhababer-BioZisch und setze mich an meinen Lieblingsplatz in die Sonne, um den braunen Schlauch für die Fahrradschlosskette zu häkeln. (Das Garn habe ich Mama entwendet). Häkeln in Hildesheim

Während ich häkle, kommen zwei Kinder auf mich zu und eines fragt: "Was häkelst du da?"

Nachdem ich die Frage beantwortet habe und kurz mit Eltern gesprochen habe, kam auch direkt die nächste Frage: "Warum bist du barfuß?"

"Ich will meine Füße nicht ins Fußgefängnisse stecken.", erwiderte ich, "so ist es luftig und frei", führte ich fort und zeigte meine Füße, mit den Zehen spielend.

Kinder sind so neugierig. Ich kann von einem Kind viel mehr lernen als von einem Erwachsenen. Denn die meisten Kinder sind noch nicht in einem Hamsterrad gefangen und offen für Neues.

Auf dem Weg zum studentischen Café namens Cafete, das ich noch nicht ausprobiert habe. Ich habe gelesen, dass sie eine Auszeichnung "Zukunftshilde" von der lokalen Organisation "Netzwerk öko, fair & mehr" bekommen haben. Und ich kann da sogar mein eigenes Essen mitbringen und muss nicht unbedingt dort etwas kaufen. Das sind gute Gründe dem Café einen Besuch abzustatten.

Dort angekommen, stelle ich fest, dass das Café freitags bereits um 15 Uhr und nicht wie an den anderen Tagen um 17 Uhr schließt.

Also fahre ich auf dem Gandalf in die Innenstadt und schaue was das so läuft. 😊

Die Innenstadt ist voller Menschen. Die Cafés, vor allem die sonnigen, sind voll. Auf dem Hohen Weg entdecke ich einen freien Platz an einem runden Tischchen, direkt an der Sonne - bei der lokalen PaXino Manufaktur. Ich setze mich hin, hole mein Häkelzeug aus und bestelle einen veganen Milchshake. Veganer Milchshake bei PaXino in Hildesheim

Es ist schon verrückt, dass ich einfach mal barfuß, mit überkreuzten Beinen in der Öffentlichkeit sitze und dabei häkle, ohne einen einzigen Gedanken darüber zu verlieren, was andere über mich denken könnten. Vor zwei/drei Jahren hätte ich noch gesagt: Es ist unmöglich, dass ich so sein werde.

Wenn man wie ein Kind offen und neugierig durch die Welt geht, ist es unmöglich vorherzusagen, wie man in der Zukunft leben wird. Und das macht das Leben aufregend!

Danach bin ich mal wieder in der Stadtbibliothek gewesen. Bibliothek Hildesheim

Ich habe mich gefragt, für was all die in Reihen gestellten Stühle im Ruhebereich sein sollen.

Eine Mitarbeiterin kam vorbei und ich habe sie zu mir gerufen.

Sie hat mir erklärt, dass hier eine Lesung am Abend stattfindet. Eine Lesung um 19 Uhr von Lara Opfermann zu ihrem Buch "Hallo Psyche, hier ist dein Darm".

Ich habe mich spontan entschieden mitzumachen. Das wird nämlich meine allererste Lesung sein; soweit ich mich erinnern kann.

Bis 18 Uhr habe ich in einem Buch namens Digital Detox etwas gelesen und in den Pausen gehäkelt.

Ein wichtiges Learning habe ich aus dem Buch mitgenommen: DENKEN, NICHT GOOGELN! Und: Den eigenen Orientierungssinn nutzen und trainieren statt Navigation. Warum? Wenn wir das nicht tun, verkümmert nachweislich unser Gehirn.

Auch Folgendes kann ich als ehemaliger Computerspielsüchtiger bestätigen: "Wer nur noch die grellen und schnellen Bilder aus dem Internet gewohnt ist, der erträgt die Langsamkeit eines Sonnenuntergangs nicht mehr."

Stimmt! Als ich computerspielsüchtig war, fand ich zwischenmenschliche Interaktionen, Gesellschaftsspiele, Sonnenuntergänge und all die Natur um mich herum einfach langweilig. Viel aufregender war es durch die Weiten Landschaften von World of Warcraft zu streifen und gegen fantastische Kreaturen zu kämpfen.

Das Häkeln, das ich jetzt gerade tue, könnte ich keine Sekunde durchhalten. Ich würde einschlafen...

Um 18 Uhr ist die Bibliothek zugegangen. Eine Stunde habe ich woanders überbrückt.

Mein Bauch brummt. Mmm. Ich setze mich mal in ein Restaurant und esse eine Kleinigkeit.

So bin ich zu La Pina geschlendert und habe mir dort eine vegane Tomatensuppe, mit Brot und schwarzem Tee gegönnt. Restaurant La Pina Hildesheim

Es ist schon irgendwie cool, das erste Mal (?) in einem Restaurant barfuß zu sitzen.

Eine ältere, schick gekleidete Frau hat mich angesprochen, während ich aß: "Ich habe sie gesehen, wie sie barfuß reingekommen sind. Sind sie Barfüßler?"

So kamen wir in ein kleines nettes Gespräch.

Sie hat total Recht: Barfuß laufen senkt die Wahrscheinlich sich erkälten. Es ist nicht gut, sich zu warm anzuziehen. Der Körper ist in der Lage sich an die kältere Temperatur anzupassen und sollte sich auch anpassen. Denn, wenn wir ihm diese Möglich verwehren, verlernt er diese Fähigkeit. Wie ich im Verjüngungs-Buch gelernt habe, wir sollten die Fähigkeiten des Körpers regelmäßig nutzen, um sie bis ins hohe Alter aufrechtzuerhalten.

Nach dem Essen schlendere ich zurück zur Bibliothek und denke: Ich bin sehr selbstbewusst geworden, vor allem im Umgang mit anderen Menschen. Auch das wäre vor drei Jahren noch undenkbar gewesen. Da war ich noch ein introvertierter, zurückhaltender Mensch.

Es ist kurz vor 19 Uhr.

Ich betreten den hinteren Eingang der Stadtbibliothek an der Osterstraße.

Vor dem Hineingehen zahle ich die 7 Euro und bekomme einen Chip für Wasser.

Am Tresen hole ich mir ein Flaschen Mineralwasser. Dazu gab es Kirschtomaten-Snacks und (nicht-vegane) Schoko-Bonbons. Ich war satt und habe daher nur Wasser genommen. Lesung in der Bibliothek Hildesheim

Die Lesung fängt in 10 Minuten an.

Zwei wichtige Punkte habe ich mitgenommen, die ich nicht kannte:

Ich habe viele Fragen gestellt. (Höre dir den Audiotagebucheintrag an) Barfuß nachts nach Hause

Als ich zu Hause ankomme, merke ich, dass ich eine Art Quantensprung in Sachen Mut gemacht habe. Vor zwei oder drei Jahren hätte ich mich niemals getraut, so viele Fragen zu stellen oder der Autorin vor 50 Leuten im Saal zu widersprechen und den Veganismus und meine Stimme für die eingesperrten Andersartigen zu erheben - für all die, die nicht selbst sprechen können. Das ist eine Veränderung, die ich begrüße. Ich bin in der Öffentlichkeit authentischer geworden. Ich traue mich immer mehr, mich in der Öffentlichkeit so zu zeigen, wie ich bin - ohne mich verstellen zu müssen, um anderen zu gefallen oder andere nicht zu verschrecken. Das fühlt sich gut an!

Es war ein schöner Tag voller Mut, Sonne und Selbstbewusstsein!

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