16. Januar 2024.
Um 10 Uhr in der vierten Etage am Tisch hinter meinem Stammtisch. Ich hatte einen Platz am Fenster ergattert und schaute am Gang umher, in der Hoffnung, bekannte Gesichter zu entdecken. Doch ich sah niemanden. Neben mir setzte sich ein brünettes Mädchen, das anscheinend für ihren Führerschein und Spanisch lernte. Sie hatte Bücher aufgeklappt, aber sie war nicht mein Typ.
Um 11 Uhr bestellte ich einen Pfefferminztee in der HanoMacke. Die Geigerin hatte mir nach drei Tagen eine Nachricht geschrieben, aber ich konzentrierte mich zuerst auf meinen Tee.
Um 11:42 Uhr kehrte ich an meinen Tisch zurück. Eine rothaarige Studentin, die ich schon öfter gesehen hatte, setzte sich an den Tisch vor mir. Sie gähnte, und obwohl ich sie mit meinem Blick nicht weiter gehen ließ, schaute sie mich nicht an. Aber sie bemerkte, dass ich sie anschaute. Sie trug einen grauen Hoodie und schwarze Leggings und studierte scheinbar Jura, wie ich an dem roten Buch ablesen konnte. Ihre Sommersprossen auf den Unterarmen fielen mir auf, und ich fand sie süß. An ihrem Tisch saß auch eine Studentin mit einer schwarzen Schleife, aber sie war heute anders gekleidet und stand auf, um sich woanders hinzusetzen.
Es war 13:09 Uhr, und ich hatte das deutsche Tensor-Video über symmetrische und antisymmetrische Tensoren fertiggestellt. Jetzt war die englische Version an der Reihe. Meine Motivation sank, und ich hatte keine Lust mehr. Dennoch hielt ich mich an meinen Arbeitsplan in der Hoffnung, dass es mir leichter fallen würde, ihn einzuhalten, wenn ich mich erst daran gewöhnte.
Um 14 Uhr hatte ich auch das englische Video abgeschlossen. Zehn Minuten später holte ich mir einen Kräutertee in der HanoMacke, fand jedoch keine Sofas frei und setzte mich an einen Tisch mit Blick auf den Ausgang. Ich schaute mich um, aber niemand schien interessant zu sein. Plötzlich setzte sich eine Blondine schräg vor mir und versperrte meinen Blick. Sie häkelte an einer Mütze in den Farben des Hannover 96 Fußballvereins. Ich fragte mich, was sie in rot hinein häkeln würde. Dann kamen zwei andere Mädchen, die sich gegenüber von ihr setzten. Die Häklerin bot an, sich umzusetzen, und die Studentin bedankte sich dafür.
Nachdem ich meinen Tee ausgetrunken hatte, überwand ich meine leichte Angst und sprach die Häklerin an. Es stellte sich heraus, dass die Mütze tatsächlich für ihren Vater bestimmt war, der heute Geburtstag hatte. Wir unterhielten uns über das Häkeln, ihr kompliziertestes Projekt, die "Balaclava", und ihr Feuerzeug-Etui an der Jeans. Sie studierte Sonderpädagogik im dritten Semester, wollte Lehrerin in einer Förderschule werden und hatte das Häkeln von ihrer Oma gelernt. Ich teilte mit, dass auch meine Mutter strickt, was das Gespräch weiter belebt.
Nach etwa einer halben Stunde fragte ich sie nach ihrem Namen.
"XXX", antwortete sie, und ich stellte mich als Alexander vor.
Wir schüttelten uns die Hände. Ich fragte sie, ob sie Lust auf ein Cafédate hätte, aber sie erklärte mir, dass sie einen Freund habe. Sie dachte, ich meinte ein richtiges Date. Ich stimmte ihr zu, dass wir gerne freundschaftlich einen Kaffee trinken könnten. Ich bat sie, ihre Häkelsachen mitzubringen, damit sie mir das Häkeln beibringen könne.
"Das wäre bestimmt auffällig, wenn du als Mann häkelst", bemerkte sie schmunzelnd.
Ich trug meine Handynummer in ihr Telefon ein, und wir verabschiedeten uns. Die Hannover-96-Häklerin fuhr zu ihren Eltern, während ich wieder in die Bibliothek ging.
In der Bibliothek begann ich mit dem Kapitel "Rechenregeln für Tensoren", das das nächste Video werden sollte. Obwohl ich keine Lust mehr hatte, wusste ich, dass ich bis 16:30 Uhr durchhalten musste, da ich meine Pause beim Quatschen mit der Hannover-96-Häklerin überzogen hatte.
Um 16:15 Uhr habe ich aufgehört und meine Affirmation angehört. Dann bin ich kurz in die HanoMacke, eine Pause zu machen und eventuell einer der vier weiteren Frauen zu begegnen, die ich heute noch ansprechen muss.
Nach dem ich die restlichen vier Frauen um den Bahnhof herum angesprochen hatte, fuhr ich wieder nach Hause. Meine Mitbewohner waren in der Küche am Trinken, Quatschen und Musikhören. Ich schloss mich kurz dazu und aß dabei Weintrauben. Irgendwann ging aber meine Batterie etwas leer. Ich glaube diesmal, weil es über oberflächliche Sachen gequatscht wurde, wie Musik und Biersorten. Auch das laute Lachen der Mädels, auch wenn das Lachen schön ist, raubte mir etwas Energie. Ich machte mich bettfertig, lud die heute erstellten Physikvideos hoch und ging ins Bett.