14. Januar 2025.
Auf dem Weg ins Espresso House bin ich beim HZH - Tagestreff Lobby vorbeigegangen, um zu schauen, wo sich die Obdachlosenhilfe befindet.
Weiter auf dem Weg....
Die Promoter von World Vision standen so wie gestern wieder mit ihrem Stand da. Diesmal habe ich nicht aus dem Ego heraus gehandelt. Ich bin stehengeblieben und habe Malte, der mich angesprochen hat, zugehört. Ich habe ihm meine Situation erklärt, dass ich nur um die 800 Euro im Monat verdiene. Er hat mir auch seine persönliche Situation erklärt.
"Rate mal, wie viele Kinder weltweit an Hunger leiden?", fragte mich Malte.
"100 Millionen?", schätzte ich.
"Gar nicht so schlecht. Aber es sind noch mehr. Nämlich 400 Millionen!", erwiderte Malte.
"Was glaubst, wie viel ein Patenkind braucht, um Schule besuchen zu können und etwas essen zu haben?", fragte er mich.
"5 Euro im Monat?", schätzte ich.
"So viel? 1 Euro im Monat würde bereits reichen!"
Wow, nur 1 Euro im Monat. In Deutschland von einem Euro zu leben, wäre unvorstellbar.
Ich habe ihm erklärt, dass 30 Euro im Monat zu viel für mich wären. Aber mit 10 Euro im Monat wäre ich einverstanden. Das sind quasi zwei Cappuccinos im Monat, die ich spenden würde und damit einem Kind aus der Armut helfen kann.
Mein Ego schreit: "Mach das nicht. Das sind zwei Kaffees weniger im Monat".
Die Gier ist eben ein Teil des Egos.
Ich habe mein Ego ignoriert und meine Personalien und IBAN in das Tablet eingetragen.
"Wenn jeder jedem hilft, ist jedem geholfen", erwiderte ich Malte, als ich die IBAN eintrug.
Während ich die Personalien eintrug, erzählte er mir, dass seine Kollegin gestern schlimm beleidigt wurde. (Da war wohl jemand sehr im Ego gefangen, dachte ich).
Daraufhin habe ich ein Feuerzeug geschenkt bekommen. Das kann ich Mama schenken, damit sie ihre Kerzen anzünden kann.
Mir ist schon klar, dass Malte auch daran interessiert ist, so viele Spender wie möglich zu generieren, denn damit steigt auch sein Verdienst als Promoter. Ich weiß das, weil ich mich schon mal als Promoter beworben habe. Aber als ich ihn fragte, ob er das nur wegen des Geldes macht oder ob er auch dafür brennt, was er hier bewirbt. Seine Antwort klang ehrlich.
Malte hat mir viel Erfolg bei meiner schriftstellerischen Tätigkeit gewünscht und auch das klang sehr ehrlich. Das hat mich motiviert und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich sitze im Espresso House und trinke einen Cappuccino. Es fühlt sich gut an, dass ich dabei bin, die Welt ein Stückchen menschlicher zu machen. Und wie meine Erfahrung zeigt: Je mehr ich gebe, desto mehr bekomme ich zurück.
Der obdachlose Mensch mit dem Fahrrad kam im Espresso House vorbei. Ich habe die Tagestreff Lobby angerufen. Allerdings vergeben sie nur Notunterkünfte an Obdachlose, die in Hildesheim gemeldet sind. Die einzige Möglichkeit ihm zu helfen, besteht also darin, ihn nach Hamburg zu bringen, wo er gemeldet ist. Dort muss er noch irgendwie Geld beschaffen, um in Hamburg den Aufenthaltstitel zu bekommen. Ich habe ihn gebeten, morgen ins Espresso House zu kommen. Bis dahin werde ich hoffentlich eine Lösung für ihn gefunden haben.